Das Zunfthaus
Bereits zwei Jahre vor dem grossen Erdbeben von 1356 erhalten wir Kunde von einem eigenen Zunfthaus der Schuhmacher. Seit alters stand es an der Freien Strasse, unfern von ihren Niederlassungen an der Sutergasse, d. h. der obern Gerbergasse. Die Schuhmacher waren die erste der sieben Zünfte, die im Lauf der Zeit ihre Zunfthäuser an diesem wichtigsten Strassenzug der mittelalterlichen Stadt erwarben. Ihre Liegenschaft, die erstmals 1354 in einer Registratur des Barfüsserklosters erwähnt wird, welchem die Schuhmacher zinspflichtig waren, befand sich unmittelbar unterhalb der Liegenschaft (zum Palast), dem heutigen Domizil der Maison Lehmann. Um die Mitte des 16. Jahrhunderts mussten in dem Haus grundlegende Veränderungen vorgenommen werden. Davon zeugt die Jahrzahl 1556, die auf zwei heute im Historischen Museum stehenden Fensterpfeilern mit dem Zunftwappen angebracht wurde. Ebenso hat sich der bemalte Schlusstein eines Türbogens aus rotem Sandstein erhalten, der gleichfalls aus dem 16. Jahrhundert stammen dürfte und einen Löwen zeigt, welcher das Wappenschild der Zunft hält.
Nur wenige Reste aus dem einstigen Besitz der Schuhmacherzunft sind auf uns gekommen. Eines der bemerkenswertesten Stücke ist der Zunftbecher aus dem Jahr 1661, in dem sich der humorvolle Sinn der Goldschmiede früherer Zeiten köstlich widerspiegelt. Der Becher, ein sogenanntes «Trinkspiel,» stellt einen Schuh in der Gestalt eines Delphins mit silbervergoldetem Mundstück dar. Wenn nun der Uneingeweihte zum ersten Mal aus diesem «Vexierbecher» trank, dann strömte ihm aus dem Kopf des Delphins der Wein in grossem Schwall entgegen, zum Gaudium der anwesenden Zunftbrüder, die sich auf diesen Augenblick schon lange im voraus gefreut hatten! Zur Messezeit wurde das Zunfthaus der Schuhmacher auch als Verkaufslokalität wie für Schaustellungen vermietet. Aus dem Jahr 1697 erfahren wir, dass hier ein Wachsfigurenkabinett zu sehen war, welches den König Balthasar von Babylon mit seinem ganzen Hofstaat darstellte. Und zwanzig Jahre später konnte an der gleichen Stätte ein Ochse im Gewicht von 21 Zentnern bestaunt werden, der hier als Preis eines Wettschiessens ausgestellt war. Die ganze Stadt interessierte sich für dieses Wundertier auf der Schuhmacherzunft. Als es dann von der Freien Strasse auf die Schützenmatte geführt wurde, begegnete ihm in der Spalenvorstadt die Prinzessin von Baden-Durlach, die damals im Markgräflerhof an der Neuen Vorstadt, der heutigen Hebelstrasse, residierte. Der gewaltige Ochse muss die Fürstin mächtig beeindruckt haben; denn sie machte dem Führer des Tiers vier Gulden zum Geschenk.
1809 wurde das Zunfthaus der Schuhmacher dem Koch und Pastetenbäcker Johann Jacob Weissenberger vermietet, und 1811 übernahm Melchior Berri, Pfarrer zu Münchenstein, den Keller. Er war der Vater des grossen Architekten Melchior Berri, dem wir unter anderm den Bau des klassizistischen Museums an der Augustinergasse sowie den Entwurf des «Basier Dybli» verdanken. Im Lauf des 19. Jahrhunderts folgten dann als weitere Mieter des Zunfthauses der Schuhmacher Johannes Oser, der Tapezierer Jakob Salathe und der Vergolder Johann Friedrich Rath.
Nur wenige Reste aus dem einstigen Besitz der Schuhmacherzunft sind auf uns gekommen. Eines der bemerkenswertesten Stücke ist der Zunftbecher aus dem Jahr 1661, in dem sich der humorvolle Sinn der Goldschmiede früherer Zeiten köstlich widerspiegelt. Der Becher, ein sogenanntes «Trinkspiel,» stellt einen Schuh in der Gestalt eines Delphins mit silbervergoldetem Mundstück dar. Wenn nun der Uneingeweihte zum ersten Mal aus diesem «Vexierbecher» trank, dann strömte ihm aus dem Kopf des Delphins der Wein in grossem Schwall entgegen, zum Gaudium der anwesenden Zunftbrüder, die sich auf diesen Augenblick schon lange im voraus gefreut hatten! Zur Messezeit wurde das Zunfthaus der Schuhmacher auch als Verkaufslokalität wie für Schaustellungen vermietet. Aus dem Jahr 1697 erfahren wir, dass hier ein Wachsfigurenkabinett zu sehen war, welches den König Balthasar von Babylon mit seinem ganzen Hofstaat darstellte. Und zwanzig Jahre später konnte an der gleichen Stätte ein Ochse im Gewicht von 21 Zentnern bestaunt werden, der hier als Preis eines Wettschiessens ausgestellt war. Die ganze Stadt interessierte sich für dieses Wundertier auf der Schuhmacherzunft. Als es dann von der Freien Strasse auf die Schützenmatte geführt wurde, begegnete ihm in der Spalenvorstadt die Prinzessin von Baden-Durlach, die damals im Markgräflerhof an der Neuen Vorstadt, der heutigen Hebelstrasse, residierte. Der gewaltige Ochse muss die Fürstin mächtig beeindruckt haben; denn sie machte dem Führer des Tiers vier Gulden zum Geschenk.
1809 wurde das Zunfthaus der Schuhmacher dem Koch und Pastetenbäcker Johann Jacob Weissenberger vermietet, und 1811 übernahm Melchior Berri, Pfarrer zu Münchenstein, den Keller. Er war der Vater des grossen Architekten Melchior Berri, dem wir unter anderm den Bau des klassizistischen Museums an der Augustinergasse sowie den Entwurf des «Basier Dybli» verdanken. Im Lauf des 19. Jahrhunderts folgten dann als weitere Mieter des Zunfthauses der Schuhmacher Johannes Oser, der Tapezierer Jakob Salathe und der Vergolder Johann Friedrich Rath.
Bei der Korrektion und Verbreiterung der Freien Strasse, die zu Ende des 19. Jahrhunderts projektiert wurde, hätte die Schuhmacherzunft ihr Haus selbst umbauen sollen; allein sie verfügte hiefür nicht über die erforderlichen Mittel. Längst lasteten auf ihrer Liegenschaft drückende Hypotheken, und stets bereitete es der Zunft grosse Mühe, für deren Verzinsung aufzukommen. 1892 gelangte sie daher an den Bürgerrat mit dem Gesuch, das Haus veräussern zu dürfen; doch widersetzte sich dieser zunächst einer solchen Absicht, weil er befürchtete, dass dann auch die übrigen Zunfthäuser auf der gleichen Seite der Freien Strasse, diejenigen der Brotbecken, der Hausgenossen und der Rebleute, in Privatbesitz übergehen würden. In der Folge entschlossen sich indessen die Zünfte zu Rebleuten und zu Hausgenossen zu einem Neubau ihrer Zunfthäuser, während die Brotbeckenzunft ihre Liegenschaft an den Staat abtrat. 1895 erhielt hierauf auch die Schuhmacherzunft die Bewilligung zum Verkauf ihres Hauses an die Actienbrauerei, die sich gegenüber der Regierung dazu verpflichten musste, das Gebäude innert zweier Jahre abzubrechen und einen Neubau auf der neuen Baulinie zu erstellen. So verschwand das ehrwürdige Zunfthaus, das den Schuhmachern mehr als fünf Jahrhunderte lang gedient hatte, aus dem Stadtbild; an seiner Stelle erhebt sich heute das moderne Geschäftshaus Freie Strasse 52. 1926 gewährte die Brauerei Feldschlösschen der Schuhmacherzunft vorbergehend Gastrecht in ihrem Haus an der Ecke der Hutgasse und der Glockengasse.
Vor einigen Jahrzehnten hat die Gilde der Schuhmacher im Haus «zum Fälkli» am Stapfelberg, der alten Herberge des Augustinerklosters, ein reizvolles neues Heim erhalten. Für die gesamte Zunftgemeinde freilich sind die jetzigen Räumlichkeiten zu klein; aber Meister und Vorgesetzte freuen sich, wenigstens in kleinerem Kreis an dieser geschichtlichen Stätte zu tagen und hier die über siebenhundertjhrige Tradition der Schuhmacherzunft weiter zu pflegen.
Folgend einige Impressionen unserer Stube:
Vor einigen Jahrzehnten hat die Gilde der Schuhmacher im Haus «zum Fälkli» am Stapfelberg, der alten Herberge des Augustinerklosters, ein reizvolles neues Heim erhalten. Für die gesamte Zunftgemeinde freilich sind die jetzigen Räumlichkeiten zu klein; aber Meister und Vorgesetzte freuen sich, wenigstens in kleinerem Kreis an dieser geschichtlichen Stätte zu tagen und hier die über siebenhundertjhrige Tradition der Schuhmacherzunft weiter zu pflegen.
Folgend einige Impressionen unserer Stube: